Schauspiel trifft DER CHOR
Prolog
Frankfurt, 31. Januar 2020. Ende September 2019 erreicht uns eine Anfrage: „Das Schauspiel Frankfurt sucht für die Produktion ‚Jedermann (stirbt)‘ einen Chor von ca. 16–20 Personen. Möglichst gleichmäßig aufgeteilt auf die Stimmen S/A/T/B.“ Bis zu 15 Proben, einige davon tagsüber. Danach zehn Aufführungen mit der Option der Übernahme in die nächste Spielzeit.
Allgemeine Ratlosigkeit
Wir sind ein gemischter Laienchor aus Frankfurt mit 25 aktiven Sängerinnen und Sängern zwischen 24 und 67 Jahren. Mit Familie und Beruf ist eine solche Aufführung eine echte Herausforderung.
Wir wagen es
Der Plan ist, gemeinsam mit Ehemaligen und Sänger:nnen aus dem Chorumfeld ins Rennen zu gehen. Auch der andere Chor unseres Chorleiters – der Regenbogenchor aus Bad Nauheim – soll gefragt werden. Basisdemokratisch stimmt die Mehrheit des Chores dafür, sich zu bewerben. Es finden die ersten Gespräche zwischen Chorleitung und Vorstand mit dem Schauspiel Frankfurt statt. Die Chemie stimmt. Wir proben schon einmal die ausgewählten Lieder. Der Andrang zur Chorprobe ist groß. Wir erhalten von vielen Seiten Unterstützung, wie z. B. auch vom Lehrerkollegium der Hohen Landesschule Hanau. Mit dem „Zero-Footprint“ Internetportal Dudle der TU-Dresden holen wir wirklich alle ins Boot, ihre Verfügbarkeit zu Proben und Auftritten einzutragen. Regisseur Jan Bosse besucht uns auf der Weihnachtsfeier. Mit einem spontanen Ständchen stellen wir unser Können unter Beweis. Er lädt uns im Gegenzug zu seiner aktuellen Inszenierung „Richard III.“ ein.
Wir schaffen das
Anfang Januar starten die Proben im Schauspiel. Wir erhalten Einblick in die Szenen, bei denen wir beteiligt sind, und eine Grundeinweisung vom Regisseur. Das Stück entwickelt sich. Nach jeder Probe übernehmen dann Chorleiter und Vorstand die Mitteilung des Feedbacks und der Änderungen an den Chor. Gut organisiert wird an Raum zum Einsingen mit Klavier, Stellprobe, Umkleideräume und alles Weitere gedacht. Auch der Kontakt mit den Schauspieler:innen und aller Mitwirkenden zum Chor ist humor-, respektvoll und auf Augenhöhe. Nach zwei vollständigen Durchlaufproben und der Generalprobe findet am 31. Januar die Deutschlandpremiere des Stückes statt: ein großer Erfolg. Man hält uns Amateure gelegentlich sogar für Profis. Die Kritiken aus Presse, Rundfunk und Fernsehen werden leidenschaftlich diskutiert. Mittlerweile fiebern wir voller Vorfreude jeder Aufführung entgegen. Das Stück lebt, entwickelt sich weiter und variiert in Nuancen. So wird jede Aufführung zu einem neuen Erlebnis. Zitate aus dem Stück werden zur allgemeinen Erheiterung zu geflügelten Worten unserer Chorproben.
Epilog
Der Chor ist ein Stück mehr zusammengewachsen. Mit diesem Projekt sind unser Selbstvertrauen und Teamgeist gewachsen. Durch professionelle Planung, Koordination und
Durchführung der Chorleitung und des Vorstandes ist das Vertrauen und die Zuversicht in den Erfolg zukünftiger Herausforderungen gestiegen. Vielleicht entschließen sich auch einige unserer Gastsänger zu bleiben.
Andreas Neeb / Werner Schuler